Landesfotodokumentation

Fridolin Purtscheller - Landesfotodokumentation 2010

Der Ausgangspunkt für das Gesamtprojekt “Landesfotodokumentation” war die Überlegung, dass es einerseits seit längerem keine systematische visuelle Dokumentation des Landes und seiner Entwicklung mehr gibt, andererseits von historischer Sicht solche Dokumente von hoher Bedeutung sind und aus fotokünstlerischer Sicht jener Teil der Fotogeschichte, der in dezidiert dokumentarischer Absicht entstand, zu den faszinierendsten und kontroversiellsten Werken der Fotogeschichte wurde.

Fraglos entstehen jährlich, täglich tausende und abertausende von Fotografien in diesem Land. Die Masse ist aber von allerhöchster Redundanz und die Medienfotografien von den Forderungen des Marktes, der Zuspitzung, der prinzipiellen Kritik und einer oft verantwortungslosen Ablehnung des Politischen an sich, allzu oft auch von Kitsch, geprägt. Werbefotografie dagegen zeichnet ein Bild des Landes, das die Stereotypen der Tourismuskonsumenten bedienen soll, und vor allem das Vorhandensein jener Lebensqualitäten, unter deren Verlust im industrialisierten Europa der Urlaubskonsument leidet, zu belegen. Das ist natürlich ein wirtschaftlich bedeutsamer, historisch und künstlerisch aber irrelevanter Zugang.

Eine Besonderheit des Projekts ist, dass durch die vorhandenen Ressourcen der Institutionen Medienzentrum und Fotoforum keine zusätzlichen Strukturen notwendig sind. Die tatsächliche fotografische Arbeit leisten Fotografinnen und Fotografen im Umkreis des Fotoforums und des Medienzentrums unentgeltlich. Ihre oft langjährige Beschäftigung mit dem Medium hat in diesen Jahresprojekten qualitätvolle Fotografien in bedeutendem Umfang zu den vorgegebenen Themen erbracht. Die Themen sind notwendig, da eine umfassende Dokumentation der Entwicklung eines Landes nicht einmal vorstellbar, schon gar nicht organisierbar, ist. Deshalb wurde eine Darstellung anhand von Schlaglichtern, gewissermaßen „ausgewählten Kapiteln“, gewählt.

Mir ist kein derartiges Projekt dieser Dimension in Europa bekannt. Wohl gibt es in Frankreich, in England oder in Italien derartige Bestrebungen der nationalen Regierungen. Eine freiwillige Kooperation von Fotografinnen und Fotografen mit Landesstellen in unserem Sinne ist aber nur hier entstanden.

Rupert Larl, Projektleiter der Landesfotodokumentation