Treffen 7 - 19. Oktober 2023

Das war unser siebtes Treffen!*

* ein kurzer Rückblick

Last Supper

Wir starten unser Treffen mit einem Besuch im Volkskunstmuseum – etwas ungewöhnlich für unsere Fotogruppe, da dort von getäfelten Stuben bis zu kunstvollen Erzeugnissen des Handwerks in der Regel wertvollstes Kulturgut aus Tirol zu sehen ist. Aber nicht nur! Das Volkskunstmuseum versucht immer wieder Bezüge zur Gegenwart herzustellen – diesmal mit einem Popstar der Fotografie, nämlich David LaChapelle.

Neben dem Hauptwerk „Last Supper“ aus der Serie „Jesus is my homeboy“ sind vier weitere Arbeiten des US-amerikanischen Fotokünstlers zu sehen. In einer Führung bekommen wir Einblicke in die Überlegungen, wie diese zeitgenössischen Arbeiten in die Ausstellung des Volkskunstmuseums passen. Während sich bei „Last Supper“ noch relativ leicht und plausibel Bezüge herstellen lassen, ist es bei den anderen Arbeiten nicht ganz so offensichtlich: Das Porträt der Schauspielerin Uma Thurman wird im Bereich der Tiroler Fastnachtsfiguren positioniert und thematisiert Sein und Schein einer Person. Eine nackte Frau mit Kopfschmuck aus Blumen korreliert mit der historischen Figur des Saltners, einem Weinhüter aus Südtirol mit pompösem  Federschmuck. Bei zwei Arbeiten aus der Serie „Awakened“ mit den schwerelos im Wasser schwebenden Hiob und Abel handelt es sich um Heiligenfiguren, die es im Museum zuhauf gibt. 

Insgesamt ein geglücktes Unterfangen, Altes und Neues in Bezug zueinander zu bringen.

www.davidlachapelle.com

Ben Raneburger - David LaChapelle im Volkskunstmuseum
Ben Raneburger - David LaChapelle im Volkskunstmuseum

Meerblau

Der Fotograf David Steinbacher beginnt seinen Vortrag mit seinen Lehrjahren bei dem Fotografen  Helmut Ascher und dessen Ansicht über Gebrauchsfotografie und Kunst. Seine weitere Ausbildung führt ihn an die „Graphische“ nach Wien. Mit seiner Partnerin gründet er Jahre später das Fotostudio West, das sich im Laufe der Zeit auf  die Bereiche Food- und Ausstellungsfotografie spezialisiert. 

Das Spannungsfeld zwischen Auftragsfotografie und Kunstproduktion schildert er uns anhand von vier Beispielen. Seine mehrjährige Arbeit bei einer Firma, die unter anderem die Bodenmarkierungen auf Straßen vornimmt, nützt Steinbacher für ein Fotoprojekt. Er fotografiert, damals noch analog mit einer Kleinbildkamera, hunderte frisch gemachte Striche vom Fahrzeug aus und stellt diese in großen Tableaus zusammen. 

Im Studio realisiert er ein Projekt mit Bäumen. Große Prints, eine leichte Untersicht und ein weißer Hintergrund werfen Fragen zur Landschaftsfotografie auf, zumal es sich um ästhetisch geformte Bonsais handelt. Weiße Origami-Kunstwerke auf weißem Grund sind Thema einer weiteren Arbeit. 

Schließlich gibt uns David Steinbacher Einblicke in Konzeption und Durchführung seines Projekts „Meerblau“, zu der er an mehreren Küsten Bilder des Meeres aufnimmt. Jede Fotografie ist quadratisch, der Horizont exakt in der Mitte, die Belichtungszeit genau eine Minute. Ein hochwertig gestaltetes und produziertes Buch dazu rundet dieses beeindruckende Projekt ab. 

Mit im Gepäck hat Steinbacher auch das schon vor Jahren publizierte Buch „Plenarsäle“, in dem den Parlamentsräumen durch 360-Grad-Panoramen ein befremdlicher Anstrich verliehen wird.

www.davidsteinbacher.com
www.fotowest.com

"Mittelmeer II Portbou" von David Steinbacher
"Mittelmeer II Portbou" von David Steinbacher
"Objekt 3-1" von David Steinbacher
"Objekt 3-1" von David Steinbacher

Elektronisch – oder doch lieber mechanisch?

Martin wird zum ersten Mal mit Banding (Streifenbildung) in Fotos konfrontiert, recherchiert daraufhin über Kameraverschlüsse und erkennt, dass das Bokeh seiner Kamera doch nicht so schön ist, wie es sein könnte. Die Erkenntnisse teilt er mit dem Projektraum Foto.

Systemkameras verfügen sowohl über einen mechanischen als auch einen elektronischen Verschluss. Es ist frei wählbar, ob mit rein elektronischem, rein mechanischem Verschluss oder einer Kombination von elektronischem und mechanischem Verschluss fotografiert wird. 

Der elektronische Verschluss hat einige Vorteile. Es können kürzere Verschlusszeiten gewählt werden, die maximale Bildrate bei Serienaufnahmen ist höher. Da keine mechanischen Bauteile bewegt werden, kommt es nicht zu Vibrationen und Verwacklungen. Der elektronische Verschluss arbeitet geräuschlos.

Nachteile des elektronischen Verschlusses sind unerwünschte Effekte, die bei bestimmten Situationen auftreten können. Sehr schnell sich bewegende Motive können verzerrt dargestellt werden (Rolling Shutter). Bestimmte Lichtsituationen können Streifen im Bild (Banding) verursachen. 

Martin zeigt uns anhand von Bildbeispielen, dass bei einer Kombination aus elektronischem und mechanischem Verschluss und bei kurzen Verschlusszeiten das Bokeh (Unschärfe im Hintergrund) kantig und unruhig wird. 

Bokeh - elektronischer oder doch lieber mechanischer Verschluss?
Martin Konrad - Mechanischer Verschluss / Hybridverschluss

Neue Arbeiten aus „Tirol im Bild“

Mit Einzelfotos, Ortsbezeichnung und Nennung von Fotograf*in gibt uns Martin einen kurzen Überblick über neu fotografierte Gemeinden seit dem letzten Treffen.

In der Folge zeigt uns Werner eine Reihe von Fotografien der Gemeinde Langkampfen. Er will dazu animieren, auch über die vorgeschlagenen Fotostandorte mit Kirchen, Gemeinden und Schulen hinaus, sich auf einen Ort einzulassen. Er zeigt Bildbeispiele von Straßenzügen, Häusern, Wohnanlagen, aufgelassenen Gasthäusern und Geschäften, dem Sportplatz, einem Pferdestall, einer mächtigen Eiche, einem  verlassenen Gebäude  für die Weihnachtskrippe – kurzum Dinge, die seine Aufmerksamkeit erregt haben. Das erfordert Zeit, bringt eine Fülle von Bildmaterial, verleiht einem Ort aber mehr Lebendigkeit.

Werner Neururer - ehemaliger Friseursalon in Langkampfen
Werner Neururer - ehemaliger Friseursalon in Langkampfen
Werner Neururer - Holzgebäude für Weihnachtskrippe in Langkampfen
Werner Neururer - Holzgebäude für Weihnachtskrippe in Langkampfen

Finale von „Ansichtssache – Innsbruck im Bild“

Werner berichtet vom Fortgang des im Jänner parallel zu unserem Innsbruck-Film für Volksschulen gestartetem Fotoprojekt. Bei einer Bildbesprechung im September, bei der alle sieben Teilnehmer*innen anwesend sind, ist die Bildauswahl für die Ausstellung am Grillhof festgelegt worden. Werner stellt anhand eines Fotos alle Projekte kurz vor und lädt zum Besuch der Ausstellung in der Fotogalerie am Grillhof ein. Die Eröffnung findet am 9. November, um 18 Uhr statt.

Ansichtssache Plakat

Unsere „Projektraum Foto-News“

Zum Abschluss stellt Ben die Idee für einen monatlich erscheinenden Newsletter des Projektraum Foto vor. Darin möchten wir alle Interessierten mit Informationen über aktuelle Ausstellungen, lesenswerte Beiträge zur Fotografie, interessante Filmtipps und Mitteilungen  aus unserem Kreis versorgen.