Treffen 14 - 12. Juni 2025
Wie bereits im vergangenen Jahr trifft sich unsere Gruppe Fotografie-Interessierter wieder am Grillhof – diesmal anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Tirol im Bild #3“. Einblicke in laufende fotografische Projekte, spannende Recherchen und persönliche Erfahrungsberichte stehen jedoch am Beginn des Treffens.
Josef Sieß – Robert Frank: Begegnung mit einem Jahrhundert-Fotografen
Josef Sieß eröffnet den Nachmittag mit einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit dem legendären Fotografen Robert Frank, der 2024 hundert Jahre alt geworden wäre. Mit seinem Bildband „The Americans“ schrieb Frank Mitte der 1950er Jahre internationale Fotogeschichte – ein Werk, das bis heute Maßstäbe setzt.
Josef berichtet von seiner Teilnahme am „Symposion über Fotografie VII“ im Rahmen des Steirischen Herbsts 1985 in Graz. Dort erlebte er Frank live, als dieser als Referent über das Verhältnis zwischen Europa und Amerika sprach: „Hallo – Good Bye, Good Bye – Hallo“ lautete der Titel des Symposions.
Mit einer gewissen Ernüchterung blickt Josef auf Robert Franks damaligen Beitrag zurück – dieser beschränkte sich auf private Filmaufnahmen, die Szenen aus dem familiären Alltag zeigten: von Geburtstagsfeiern bis hin zu Weihnachtsfesten.
Josef stellt seine persönliche Erinnerung dem späteren medialen Bild gegenüber. Neben einem SRF-Beitrag über den Verkauf millionenteurer Originalabzüge von „The Americans“, die jahrzehntelang in einem Tresor lagen, zeigt er auch weitere spannende Filmausschnitte, die unterschiedliche Facetten von Robert Frank beleuchten.
Rosi Gmachl-Mariacher – Übergänge
Einen Einblick in ihr neues Langzeitprojekt „Übergänge“ gibt uns Rosi Gmachl-Mariacher. Im Fokus ihrer Arbeit steht das fotografische Erforschen von Räumen an Tirols Grenzen.
Sie präsentiert eine erste Bildserie der Brenner-Grenze, darunter fotografisch dokumentierte Grenzsteine und -markierungen und Überblicksaufnahmen.
Eine Karte veranschaulicht, dass es rund 40 befahrbare Grenzübergänge in Tirol gibt. Rosi erläutert, welche sie bereits dokumentiert hat und welche noch auf ihrer Liste stehen.
Ihre Recherchen führen sie mitunter zu überraschenden Begegnungen, über die sie ebenso lebendig berichtet wie über die technischen und erzählerischen Herausforderungen ihres Projekts.
Dagmar Reinstadler-Hanak – Wasserkraftwerke in Mühlau
Dagmar stellt ihre Dokumentation der Trinkwasserkraftwerke in Mühlau vor – ein Projekt, das sich aus einem Anstoß bei unserem letzten Treffen bzw. einem Beispiel aus unseren Foto-News entwickelt hat.
Ihr Beitrag zeigt exemplarisch, wie sich unser Großprojekt „Tirol im Bild“ mit fotografischen Serien zu einem bestimmten Aspekt einer Gemeinde gezielt ergänzen und vertiefen lässt.
Dagmar verknüpft ihre Bilder mit informativen Texten zur Technik, Geschichte und Bedeutung der Anlagen für die Region Innsbruck.
Ansichtssache Arbeit – unser Gruppenprojekt entwickelt sich
Sechs Teilnehmer:innen stellen den aktuellen Stand ihrer Beiträge zum gemeinsamen Projekt vor, organisiert auf der Plattform „Padlet“. Die Plattform hat sich – trotz vereinzelter technischer Hürden – als hilfreiches Mittel für den Austausch und die Präsentation erwiesen.
Markus Jenewein widmet sich in seiner fotografischen Serie Menschen an ihren Arbeitsplätzen und dokumentiert dabei unterschiedliche berufliche Situationen im Alltag.
Dagmar Reinstadler-Hanak richtet ihren Blick auf das Thema Hausarbeit und beleuchtet damit einen oft unsichtbaren Bereich menschlicher Arbeit.
Sandra Cuel beschäftigt sich mit der Frage, was von Arbeit bleibt, und setzt sich fotografisch mit Fragmenten, Spuren und unfertigen Arbeiten auseinander.
Rosi Gmachl-Mariacher nähert sich über eine Serie mit Berufsbekleidung bzw. Nachtarbeit dem Thema.
Anna Rieser fotografiert auf einer Baustelle und hält Bewegungen in einem von Veränderung, Struktur und körperlicher Arbeit geprägten Umfeld fest.
Christian Jähnl gibt atmosphärische Einblicke in den Arbeitsalltag eines Kellners in der Gastronomie – mit besonderem Augenmerk auf Lichtstimmungen und das Zusammenspiel von Bewegung und Umgebung.
Christian Jähnl – Lomografie & Porträtshootings
Ein weiterer Programmpunkt ist der Rückblick auf das Jänner-Treffen, bei dem Christian Jähnl eine ganze Reihe von Lomo-Kameras – darunter die Diana 6x6 im Mittelformat – vorgestellt hat.
Die damals entstandenen gegenseitigen Porträtshootings werden präsentiert. Die Ergebnisse spiegeln den Geist der experimentierfreudigen und unkonventionellen Bildsprache der Lomografie wider.
Eröffnung der Ausstellung „Tirol im Bild #3“
Den offiziellen Abschluss des Nachmittags bildet um 18:00 Uhr die Eröffnung der dritten Ausgabe der Ausstellung „Tirol im Bild“.
Im Anschluss an die Begrüßungsworte von Hausherr Franz Jenewein und Veronika Lercher, der Leiterin des Medienzentrums, berichtet Ben von eindrucksvollen Zahlen: Das Projekt „Tirol im Bild“ umfasst mittlerweile über 5.000 Fotografien aus 238 Gemeinden.
Wie Werner in seinen einleitenden Worten betont, richtet die Ausstellung den Blick auf das Übersehene – auf Motive abseits des Postkartenhaften. Mit genauer Beobachtung und feinem Gespür macht die Kamera sichtbar, was im Alltag oft unbeachtet bleibt: nüchtern, direkt und mit einem Hauch von Humor und Hintergründigkeit.
Gezeigt werden Werke von: Rosi Gmachl-Mariacher, Markus Jenewein, Martin Konrad, Werner Neururer, Ben Raneburger, Dagmar Reinstadler-Hanak, Anna Rieser, Martin Scherer und Josef Sieß.
https://projektraum-medienzentrum.tsn.at/projektraum-foto/tirol-im-bild…;