Treffen 13 - 12. März 2025
Unsere Fotogruppe besucht die Ausstellung von Nobuyoshi Araki und Shiro Tsujimura in der Galerie Rhomberg in Innsbruck.
Japanische Fotografie und Keramik
Die Ausstellung bietet eine wunderbare Gelegenheit, die japanischen Ästhetik aus zwei unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven zu erleben. Das Zusammenspiel von Arakis intensiven Fotografien und Tsujimuras reduzierter Formsprache ist visuell sehr reizvoll und inspirierend.
Da die Galeristin erkrankt ist, spricht Ben kurzerhand ein paar einführende Worte zu den beiden Künstlern: Nobuyoshi Araki (*1940) zählt zu den radikalsten und einflussreichsten Fotografen unserer Zeit. In sechs Jahrzehnten schuf er zahlreiche Fotografien, Bücher und Filme. Seine kühnen Aktaufnahmen machten ihn weltbekannt, doch die Ausstellung in der Galerie Rhomberg konzentriert sich auf andere Aspekte seines Werks: Die Serien Flowers (1997) und Painting Flowers (2004) zeigen übergroße, fast bizarre Blütendetails. Ihre leuchtenden Farben verstärken Sinnlichkeit und Erotik. Ergänzt wird die Schau durch großformatige Schwarz-Weiß-Porträts aus Private (1993), inspiriert von der japanischen zuihitsu-Tradition, die flüchtige Eindrücke festhält.
Nicht minder faszinierend sind die Keramikarbeiten von Shiro Tsujimura (*1947). Er zählt zu Japans innovativsten Keramikkünstlern. Seine Werke vereinen Funktionalität und minimalistische Ästhetik, die rohe, unvollkommene Schönheit und die kunstvolle Reduktion auf das Wesentliche. Inspiriert von Zen setzt er Glasuren sparsam ein und nutzt natürliche Ascheeffekte. Er betrachtet Keramik als beseelte Objekte, lässt sie verwittern oder vergräbt sie in der Natur. Seine Werke sind in führenden Museen, wie dem Metropolitan Museum of Art, ausgestellt.
Ein besonderes Highlight für die Liebhaber:innen von Arakis Werk ist das opulente Buch aus dem Taschen-Verlag in limitierter Auflage, das in der Ausstellung präsentiert wird. Dieses Sammlerstück zieht viel Aufmerksamkeit auf sich und zeigt eindrucksvoll die Bandbreite seines Schaffens.
Für Staunen sorgen auch die Preise der ausgestellten Werke. Sowohl Arakis Fotografien als auch Tsujimuras Keramiken bewegen sich in beeindruckenden Preiskategorien, was ihre Bedeutung im Kunstmarkt widerspiegelt.
Zwischen Licht und Zufall
Zurück im Medienzentrum empfängt uns der Innsbrucker Fotograf Nicolas Hafele zu einem inspirierenden Gespräch, in dem er seine Herangehensweise an die Fotografie sowie seine künstlerische Vision erläutert.
Nach seinem Fotografie-Studium in Deutschland kehrt er nach Tirol zurück, wo er zunächst seinen eigenen Stil sucht. Während er anfangs schnelle Reportagen fotografiert hat, verlagert sich sein Schwerpunkt zunehmend auf die Porträtfotografie. Dabei spielt das natürliche Licht eine entscheidende Rolle – und mit ihm der Zufall. Diese Spontanität prägt nicht nur seine Porträts, sondern auch seine Werbestrecken, die oft ohne klares Briefing entstehen. Sein Ziel: möglichst authentische Bilder, die den Moment so zeigen, wie er ist. Es ist ihm ein Anliegen „Tirol“ ohne künstliche Inszenierung, ehrlich und ungeschönt zu zeigen.
Am liebsten arbeitet er ohne Zeitdruck, um seine Bildstrecken in Ruhe entwickeln zu können. Terminaufträge mit engen Deadlines sind nicht sein Ding – er braucht Freiraum für den kreativen Prozess. Er gehört auch einem Produktionskollektiv an, unter dem Namen „FeSt“ arbeitet er mit anderen Kreativen zusammen.
Auftraggeber wissen aufgrund seines Portfolios genau, was sie von ihm erwarten können: Bilder mit Tiefe, Spontanität und Echtheit. So ist es nicht verwunderlich, dass die Grenzen zwischen Auftragsarbeiten und privaten Fotografien in seinem Werk oft fließend sind.
Vielen Dank an Nico für seine offenen und persönlichen Ausführungen! Es war spannend zu sehen und zu hören, wie Nico als selbstständiger Fotograf seinen Berufsalltag meistert.
https://www.nicolashafele.com
https://www.fest.at/
„Ansichtssache ARBEIT“ gestartet
Bereits eingereichte Arbeiten (von sechs Teilnemer:innen!) zum Projektthema „Ansichtssache Arbeit“ werden gemeinsam betrachtet, analysiert und besprochen. Die Teilnehmer:innen erhalten die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken zu den einzelnen Arbeiten auszudrücken.
Darüber hinaus stellt Werner „Padlet“ vor – ein nützliches Online-Tool, das den Austausch sowie die Präsentation der Fotos erleichtern soll. Alle Teilnehmenden werden eingeladen, ihre Arbeiten auf dem „Padlet“ zu platzieren und andere Bilder zu kommentieren oder zu bewerten. Es soll eine dynamische Plattform sein, auf der sich die Entwicklung der Projekte für alle nachvollziehen lässt.
In diesem Rahmen werden auch wichtige organisatorische Punkte thematisiert: Martin stellt Formulare bereit, auf denen abgebildete Personen ihr Einverständnis für eine Nutzung erklären können. Außerdem zeigt er kurz, wie die korrekte Integration von Metadaten in die Fotos mit dem kostenlosen Tool „Irfanview“ einfach zu bewerkstelligen ist.
Tirol im Bild – eine Perspektive für die Zukunft
Werner erläutert, dass in sich abgeschlossene Fotoserien zu besonderen Aspekten einer Gemeinde, wertvolle Ergänzungen bei „Tirol im Bild“ sein können.
Er zeigt ein Beispiel für diese Herangehensweise und zwar eine Fotostrecke über das Innkraftwerk bei Kirchbichl, das nicht nur als industrielles Bauwerk sondern auch als prägendes Element der Gemeindegeschichte verstanden werden kann. Wir Fotograf:innen können die Charakteristik und Bedeutung solcher Orte auf eigene Weise einfangen. Dabei kann eine persönliche Handschrift durchaus zur Geltung kommen, trotz des dokumentarischen Ansatzes kann so künstlerisch eine eigene Geschichte erzählt werden.
Für den langfristigen Erfolg des Projekts ist es jedoch unabdingbar, dass alle Bilder mit den notwendigen Metadaten versehen werden. Diese Daten sind nicht nur für die Archivierung, sondern auch für eine mögliche Präsentation auf dem Medienportal LEON wichtig. Sie bilden das Fundament einer gut strukturierten und professionellen Präsentation der Arbeiten.
Eine weitere Möglichkeit, das Projekt zukünftig zu erweitern, besteht darin, bei persönlichen Freizeitaktivitäten regelmäßig die Kamera mitzunehmen und daran zu denken, dass viele Motive in das Projekt integriert werden können. Martin zeigt eine ganze Reihe von Winterbildern, die bei seinen Skitouren in der Tiroler Bergwelt entstanden sind. Auch hier sind Metadaten ein wichtiger Bestandteil eines jeden Bildes.
"Tirol im Bild #3" – Tirol anders gesehen
Bei unserer nächsten Ausstellung von „Tirol im Bild“ im Juni möchten wir Fotografien präsentieren, die bisher im Schatten anderer Werke standen und oft unbeachtet blieben. Dieses Mal soll das Augenmerk nicht auf klassische Fotografien von Sakralbauten, Bildungseinrichtungen oder Ortsansichten liegen, sondern auf Bildern, die auf den ersten Blick unspektakulär wirken, jedoch den Blick des Fotografen betonen. Martin hat eine kleine Sammlung von Bildern unterschiedlicher Fotograf:innen zusammengestellt, die Unerwartetes und Skurriles aus Tirol zeigen. Alle sind dazu aufgerufen, nach derartigen Motiven Ausschau zu halten und in die Tirol-Box zu laden. Einmal mehr weisen wir auf die Wichtigkeit der Metadaten hin.
„Einheimaten“ – ein Rückblick
Zum Schluss wirft Ben mit uns noch einen Blick zurück auf die sehr gelungene und erfolgreiche Ausstellung von Anna. Er zeigt ein paar Bilder von der Ausstellungseröffnung und gewährt uns einen Einblick in das Themenpaket auf LEON. Dort finden Annas Bilder - von interaktiven Übungen über Fotostrecken einzelner Südtiroler Siedlungen bis hin zu Arbeitsblättern - Verwendung. Er bedankt sich bei Anna und allen Beteiligten für das sehr gelungene Projekt und weist noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, dass aus dem Projektraum Foto auch Content entsteht, der für LEON zur Verfügung gestellt werden kann. Dies ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass der Projektraum Foto in dieser Weise existieren kann.