Treffen 11 - 17. Oktober 2024

Wir treffen uns in der Galerie Widauer, um uns nach einer kurzen Einführung die Ausstellung von Walter Niedermayr, in dessen Mittelpunkt der Gletscher steht, anzusehen.

Auf den ersten Blick wirken die Aufnahmen wie beeindruckende Fotografien majestätischer Eislandschaften. Doch im Fokus des Künstlers stehen vor allem die Weite und Ausdehnung der Gletscher. Diese riesigen Flächen („surfaces“) werden vom Menschen in vielfältiger Weise genutzt („usable“). Die Intensität der Werke liegt im Wechselspiel zwischen den zunehmend eis- und schneelosen Gletscherformationen und dem Eindringen des Menschen, der diese Landschaften mit allen Mitteln „erobern“ will. Niedermayr zeigt auf, wie der Mensch diese ursprünglichen Landschaften unwiderruflich verändert. Durch die collageartige Serialität der Bilder irritiert er unseren Blick und durchbricht gewohnte Wahrnehmungsweisen. Interessant auch ein von der Decke in einen Schaukasten projiziertes Video: Das Gemeinsame der gezeigten Sportevents ist die Vereinnahmung von Landschaft ohne ihr bewusst zu sein. Man benützt sie als ideale Oberfläche angepasst an die jeweilige Sportart, die beiden Realitäten scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, außer dass es der topographischen Bedingungen bedarf, die aber austauschbar werden.

Kurioses Detail am Rande: Auf einem der Bilder ist der Fotokünstler Lois Hechenblaikner inmitten einer Menschenmenge, wie kann es anderes sein, auf der Idalpe in Ischgl auszumachen. Dieser beschäftigt sich seit Jahren mit der alpintouristischen Berauschungsindustrie in Tirol.

Für unseren zweiten Programmpunkt im Medienzentrum durften wie diesmal wieder einen Gast begrüßen. Die Innsbrucker Fotografin Jenny Haimerl arbeitet international in den Bereichen Interior, Fashion und Lifestyle und gibt uns Einblicke in ihr Schaffen.

Sie erläutert uns ihren beruflichen Werdegang über das Grafik-Design hin zur Fotografin und schildert uns, wie sich ihre drei fotografischen Schwerpunktthemen herauskristallisiert haben. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch ihren beruflichen Alltag: Von der Anfrage eines Kunden über den mehr oder weniger großen Aufwand einer Produktion vor Ort bis hin zu finanziellen Details. Besonders beeindruckend sind ihre mitgebrachten Bildbeispiele, in denen sich ihr Sinn für Ästhetik zeigt. Nicht weniger interessant die Bilder zu „Behind the scenes“, welche die oft nicht ganz so einfachen Situationen vor Ort gut einfangen.

Schließlich sehen wir uns eine Auswahl von neunen Fotografien zu unserem Langzeitprojekt „Tirol im Bild“ an. Rosi Gmachl-Mariacher zeigt uns ergänzende Bilder aus den Gemeinden Aschau im Zillertal, Finkenberg, Gerlos, Hainzenberg, Mayrhofen, Ramsau im Zillertal, Ried im Zillertal, Stumm, Tux, Uderns, Zell am Ziller und Zellberg. Martin Scherer war in Erl, Münster und Niederndorf unterwegs. Werner Neururer präsentiert Bilder aus Wörgl. Martin Konrad gibt einen Überblick über noch offene Gemeinden der Bezirke Reutte, Kufstein und Lienz.

Unserem Ziel, alle Tiroler Gemeinden dokumentarisch festzuhalten, sind wir damit wieder einen Schritt näher gekommen. Das zeigt sich auch darin, dass mittlerweile Bilder und interaktive Übungen der Gemeinden des Bezirks Landeck auf unserem Medienportal LEON für Tiroler Schulen verfügbar sind. Martin Konrad zeigt anhand einer Gemeinde die zur Verfügung gestellten Medienobjekte.

Im September wurden bei einem Treffen im Medienzentrum die Bilder, die ausgestellt werden sollen, ausgewählt. Werner Neururer zeigt und beschreibt kurz die Projekte der ab 7. November in der Fotogalerie am Grillhof gezeigten Fotoserien. Mit dabei sind Arbeiten von Rosi Gmachl-Mariacher, Markus Jenewein, Christian Jähnl, Monika Neururer-Puntajer, Thomas Oberhammer, Dagmar Reinstadler-Hanak, Anna Rieser und Christine Zotz.

Die Ausstellungseröffnung erfolgt am 7. November 2024, um 18 Uhr am Grillhof. 

Rosi Gmachl-Mariacher berichtet uns am Ende unseres 11. Treffens noch von ihrer erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb „Natur und Kultur – Bilder von Wald und Holz“. Aus fast 150 Einreichungen wurden 11 Fotograf:innen ausgewählt – darunter auch Rosis Arbeiten, ein toller Erfolg.

Rosi beschäftigt sich mit der Lebenszeit eines Baumes, stellt Anfang und Ende in fünf Bildpaaren nebeneinander und führt dazu aus: „Anfangs ist der Baum ein sehr zarter Botschafter der Natur. Eine faszinierende Veränderung beginnt, die Jahrzehnte oder vielleicht sogar Jahrhunderte dauern kann. Jahreszeiten und damit verbunden ein stetiger Wechsel beeinflussen seinen Wuchs und die Entwicklung auch rund um ihn. Dieses Altern bringt Herausforderungen mit sich, Stürme, Blitze und Trockenheit setzen ihm zu, doch er bleibt auch dann ein einzigartiger Lebensraum für andere Arten. Selbst im Absterben trägt er zur Schönheit und zum Gleichgewicht des Waldes bei.“