Treffen 10 - 20. Juni 2024
Wir treffen uns diesmal am Grillhof – der Grund dafür ist, wie schon im vergangenen Jahr, die Ausstellungseröffnung der zweiten Auflage von „Tirol im Bild“.
Regie-Ikone und Hitlers Liebling
Den ersten Programmpunkt unseres Treffens bestreitet Veronika Lercher, die Leiterin des Medienzentrums. Sie gibt uns in ihrer Präsentation Einblicke in ein Leben voller Widersprüche – Leni Riefenstahl ist zweifelsfrei eine der umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie war Tänzerin, Schauspielerin, Fotografin, aber auch Propagandistin und Regisseurin der Nazis. In ihrem Leben musste sie sich für ihr Tun immer wieder erklären und rechtfertigen.
Veronika Lercher zeigte in ihrer Präsentation Ausschnitte aus berühmten Filmen, wie z. B. aus den Reichsparteitagsfilmen in Nürnberg oder aus den Olympiafilmen in Berlin. Diese Filme sind nicht, wie von Riefenstahl stets betont, reine Dokumentationen, sondern Propagandafilme und künstlerische Inszenierungen eines Führer- beziehungsweise Körperkults. Mit ihrer für die damalige Zeit revolutionären, sehr dynamischen Schnitttechnik und der Verwendung ganz neuer Kameraperspektiven setzte Riefenstahl aber durchaus filmische Maßstäbe.
In den Jahren 1948 bis 1952 wurde sie in vier Verfahren zunächst als „nicht betroffen“ und schließlich als „Mitläuferin“ entnazifiziert. Befremdlich wirken gezeigte Interviewszenen, in denen Riefenstahl Stellung zu mehreren Fotos nimmt, die ihre Zeugenschaft eines Massakers der deutschen Wehrmacht an wehrlosen Juden in Polen dokumentiert.
Den Schlusspunkt der Ausführungen über die narzisstische und egozentrische Persönlichkeit Riefenstahls bildet ein Buch mit einer handgeschriebenen Widmung.
„Tirol im Bild“ wächst weiter
Ben führt uns durch eine Reihe von neuen Fotografien: Er selbst war in Brixlegg und Reith im Alpbachtal unterwegs, Werner spricht zu seinen Bildern aus Schwoich, Rosi Gmachl-Mariacher erläutert ihre Fotografien aus den Gemeinden Brandberg, Hainzenberg, Mayrhofen, Rohrberg, Ramsau im Zillertal, Gerlosberg und Aschau im Zillertal . Anna Rieser zeigt schließlich Bilder aus Fügen und Fügenberg, unter anderem hat sie den riesigen Holzumschlagplatz der Firma Binder in Fügen fotografiert.
Südtiroler Siedlungen
Anna Rieser berichtet über den aktuellen Stand ihres Projektes "Südtiroler Siedlungen in Innsbruck". Diese Fotos werden im Februar 2025 bei einer Ausstellung am Grillhof präsentiert und sollen in weiterer Folge auf unserem Medienportal LeOn für ein Themenpaket Verwendung finden, das sich mit den Südtiroler Siedlungen in Tirol bzw. Innsbruck und der Geschichte der Südtiroler "Option" beschäftigt.
Sie zeigt uns Fotos aus verschiedenen Stadtteilen und erzählt fachkundig von verschiedenen Bautypen mit klaren Symmetrien oder ländlichem Charakter. Es finden sich Erker in unterschiedlichen Formen und Anordnungen, Torbögen als Einlass in großzügig gestaltete Innenhöfe. Auffällig ist das viele Grün in allen Anlagen.
Ansichtssache Inn
Werner berichtet über den aktuellen Stand unseres Projektraum-Foto-Jahresprojektes. Es gibt Fotoserien von Dagmar Reinstadler-Hanak, Markus Jenewein, Monika Neururer-Puntajer, Rosi Gmachl-Mariacher und Thomas Oberhammer.
Hinzu kommt eine neue Serie von Anna Rieser mit dem Titel „Den Toten eine Blume". Sie zeigt uns eine Bildstrecke von im Innwasser treibenden Blumen, die in verschiedenen Lichtstimmungen und Kompositionen gesetzt sind. Markus Jenewein arbeitet an seinem Projekt, das sich mit den Menschen am Inn beschäftigt und präsentiert weite Innlandschaften, die von Menschen mehr oder weniger bevölkert sind. Thomas Oberhammer hat seinen Zyklus über die Innbrücken in Innsbruck mit neuen Fotos ergänzt, darunter auch Übersichten von einem erhöhten Standpunkt aus.
Werner informiert über den Termin der Ausstellungseröffnung am 7. November 2024, um 18 Uhr am Grillhof und die dazu notwendige Bildauswahl, die wir am 25. September, ab 16 Uhr im Medienzentrum vornehmen werden. Dazu ist es von Vorteil, das vorhandene Bildmaterial in gedruckter Form mitzubringen.
Tirol im Bild #2 ist eröffnet
Nach den Worten von Franz Jenewein, dem Hausherrn des Grillhof und der Leiterin des Medienzentrums Veronika Lercher, berichtet uns Martin von beeindruckenden Zahlen: Das Projekt „Tirol im Bild“ beinhaltet mittlerweile 3.473 Fotografien, davon sind 2.458 ehrenamtlich und 1.015 von Mitarbeitern des Medienzentrums gemacht. Diesmal werden in der Ausstellung pro Fotograf:in vier Fotos einer Gemeinde gezeigt, Martin zählt die Fotograf:innen der einzelnen Gemeinden auf und gibt Informationen zu den Bildmotiven – dabei geht es dieses Mal weniger um typische Ansichten, besondere Gebäude oder landschaftliche Highlights. Die subjektive Auswahl richtete sich nach inhaltlichen oder formalen Kriterien.
Bis zum 31. Oktober 2024 sind die Fotografien von Renate Erhart, Marco Francazi, Rosi Gmachl-Mariacher, Martin Konrad, Frederick Martinez, Werner Neururer, Ben Raneburger, Dagmar Reinstadler-Hanak, Anna Rieser, Martin Scherer, Josef Sieß und Christine Zotz zu sehen.


